arbeitswelt - vdk stuttgart 2023

VDK Arbeitswelt

Seit ihrer Gründung 1948 baut und verwaltet die VdK-Baugenossenschaft preisgünstigen Wohnraum vor allem in Stuttgart und Umland. Zuletzt nutzte das kleine Kollegium Räumlichkeiten im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses aus dem Jahr 1954, die in den 90er-Jahren zu Büros umfunktioniert wurden. Das Ergebnis war bedingt durch den Grundriss von einer ineffizienten Raumstruktur sowie einer unklaren Wegeführung geprägt und erwies sich nicht länger zukunftsfähig. Der Bauherr hatte einen bescheidenen Wunsch: Schöner sollte das Interieur sein, nicht unbedingt klassisch, aber besser funktionieren in moderner Erscheinung. Für das knapp zehnköpfige Genossenschaftskollegium hieß die Devise: „Unser Büro soll ein Neuanfang sein.“ Studio Alexander Fehre nahm sich dieser Herausforderung an und entwickelte ein Konzept, das nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend ist.

Fehre hat mit dem Bauauftrag viel Freiheit bekommen und die Arbeitsplätze trotzdem behutsam modernisiert – allerdings nicht die Bausubstanz, die nach ersten Überlegungen entkernt worden ist. Dabei erwies sich die Statik als die größte Herausforderung des Projekts. Fehre und sein Team analysierten die freigelegte Raumstruktur und entschieden sich für eine einschneidende Geste: Nun zieht sich ein ausladender Gang durch den verwinkelten Grundriss, verbindet wichtige Funktionen der täglichen Arbeit miteinander und lässt das Büro insgesamt großzügiger erscheinen. Dafür wurden die vormals zwei Parterrewohnungen großteilig entkernt. Der freigelegte Grundriss mit einer Fläche von 280m² versprach den Architekten viel mehr Potential als zuvor gedacht.

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Die charakteristischen Merkmale des Gebäudes wurden hingegen bewahrt und in das neue Design integriert. Die Eingangstür ist nun in pigmentierte Betonfertigteile gefasst, die bis auf den Gehsteig kragen und mit ihren Rundungen eine einladende Geste formen. Sie sind schräg zur Hausfassade angeordnet, orientieren sich aber damit rechtwinklig an dem neuen zentralen Gang im Gebäude und vermitteln nachvollziehbar zwischen Innen und Außen. Nach dem Eintritt findet sich ein offener Empfangsbereich, der Kunden Platz zum Warten und Mitarbeitern zum Arbeiten bietet. Zwar hat Studio Alexander Fehre keine offene Arbeitswelt gestaltet, dafür aber Gemeinschaftsbüros, in denen es neben angestammten Plätzen von allen nutzbare Arbeitsräume gibt, darunter eine augenfällige blaue Sitznische, die mit einer von Studio Alexander Fehre eigens entworfenen 3D-gedruckten Leuchte erhellt wird.

Ein besonderes Augenmerk haben die Architekten auf das Materialkonzept gelegt, das eine Mischung aus bewusstem Rohbau-Charakter und makelloser Stofflichkeit bietet. Günstige Materialien wie eingefärbter Kammspachtelputz wurden durch geschickte Gestaltung zu hochwertig wirkenden Oberflächen verarbeitet und wenige kräftige Farben gezielt für Akzente verwendet – Pfirsichrosa, das sich in kolorierten Klimaanlagen in der Decke und Ellipsen auf dem Boden wiederfindet, sowie ein Azurblau, das in einer intimen Zelle durchgehend für Möbel, Stoff und Wandverkleidung zum Einsatz kommt und den eingebauten Alkoven dazu prädestinieren, einen Verwaltungsrausch auszuschlafen.

Zuletzt ergänzte der Innenarchitekt das Projekt mit zahlreichen Sonderanfertigungen, darunter maßgefertigte Tische, Farbflächen im Boden und an den Decken sowie speziell entworfene LED-Leuchten. Mit dem gelungenen Umbau des Verwaltungsbüros der VdK-Baugenossenschaft in Stuttgart hat das Studio Alexander Fehre erneut seine Expertise im Bereich der Innenarchitektur unter Beweis gestellt. Das Ergebnis ist nicht nur ästhetisch ansprechend, funktional und zeitgemäß, sondern beweist das Geschick, selbst auf kompakten Flächen mit gezielten Gestaltungsmitteln Großes zu bewirken.